Grünen-Spitzenkandidatin
Göring-Eckardt sieht in der Pädophilie-Aufarbeitung keine Fehler ihrer
Partei - und verteidigt ihren Co-Spitzenkandidaten Trittin. In einem
Antwortbrief an die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Bär wirft sie
der Union Versagen beim Thema häusliche Gewalt gegen Kinder und Frauen
vor.
Berlin - Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt stellt sich in der Pädophilie-Debatte vor ihren Co-Spitzenkandidaten Jürgen Trittin. In der Antwort auf einen Brief der stellvertretenden CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär,
in dem die Unionsfrau von Göring-Eckardt mehr Engagement in der
parteiinternen Aufarbeitung fordert, schreibt die Grünen-Politikerin:
"Als Mutter, als die Sie mich ansprechen, vor allem aber als
Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen sage ich Ihnen, dass sich
die Grünen vor mehr als 30 Jahren schrecklich verirrt haben." Der
Antwortbrief liegt SPIEGEL ONLINE vor. Prompt schrieb CSU-Frau Bär am Montag mit weiteren Unionspolitikerinnen einen Brief an Göring-Eckardt, in dem sie die Grünen-Politikerin zu mehr Aufklärung drängte. "Als Mutter zweier Söhne dürfen Sie zu sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen nicht schweigen", schrieb Bär. Unionspolitiker wie CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und Junge-Union-Chef Philipp Mißfelder legten Trittin am Montag den Rücktritt als Spitzenkandidat nahe.
Scharfe Worte gegen die Union
Göring-Eckardt reagiert auf die Attacken aus der Union nun mit scharfen Worten: "Ich sage Ihnen aber ebenso klar: Hören Sie endlich auf, mit diesem Thema Wahlkampf zu machen!"
"Die offene Aufarbeitung der Grünen-Geschichte liegt uns als Partei und auch mir persönlich sehr am Herzen", schreibt die Politikerin. "Und Jürgen Trittin selbst hat die Aufarbeitung dieser Gründungsphase der Grünen und die Beauftragung unabhängiger Wissenschaftler mit angestoßen und die Verantwortung für eigene Fehler übernommen."
Unterstützung für Trittin und die Grünen kam am Dienstag vom Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig. Er bescheinigte den Grünen, mit der unabhängigen Aufarbeitung ihrer Gründungszeit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. "Auch schmerzhafte Ergebnisse werden veröffentlicht, das ist genau der richtige Weg", sagte Rörig dem "Tagesspiegel". Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel und Generalsekretärin Andrea Nahles lobten den Umgang Trittins und der Grünen mit dem Pädophilie-Thema.
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